DAS Dorfbild

Zwischen den Ausläufern der Alpen und der Pannonischen Tiefebene



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Die ursprüngliche Siedlungsform des heutigen Piringsdorf ist im Spätmittelalter entstanden. Die Ansiedler, hauptsächlich aus Bayern, brachten die Kenntnisse über das Hausbauen aus ihrer Heimat mit. Die Siedlungsanlage stellte ein einzeiliges Straßendorf dar, das planmäßig zwischen dem Flussufer der Rabnitz und dem dahinterliegenden breiten Talhang, wo die Menschen vor Überschwemmungen sicher sein konnten, angelegt worden war. Noch zu Beginn der 1930er Jahre war diese Siedlungsform erkennbar. In „Österreichische Kunsttopographie“ (Arthur Haberlandt) wird Piringsdorf beschrieben wie folgt: „Naturwüchsige Angerbildung zeigt Piringsdorf im Westen, dessen teilweise gestaffelte Häuserzeilen in weitgeschwungenem Bogen den Rändern der Talung angelagert sind, die von der Rabnitz mit breitem Wiesgrund und hübschem Baumbestand an den Ufern durchflossen wird.“ Die Gehöfte bildeten regelmäßige Baublöcke und reihten sich ziemlich gleichförmig aneinander. Untereinander waren sie in ihrer Gliederung nahezu gleich. Das Wohnhaus stand mit 2 Fenstern giebelseitig zur Straße. Auf die straßenseitig gelegene Stube folgte die Küche, die man vom Hof aus betreten konnte. Dahinter lag eine zweite kleinere Stube, die in vielen Häusern aber auch fehlte. Daran schloss sich die Kammer, wieder vom Hof aus zu betreten, dann folgten die Ställe und die Scheune. Das ganze Gebäude lag einheitlich unter dem Dach, das auf der Hofseite vorkragte und selten eine Längslaube, sonst einen Längsgang, die „Gredn“ bedeckte. Den schmalen Hof begrenzte die fensterlose Wand des Nachbarhofes. Durch die Aneinanderreihung aller nötigen Räume entstanden Anwesen von beträchtlicher Länge, die „Streckhöfe“. Als Folge vorangegangener Teilungen, die nur mit Zustimmung des Grundherrn erfolgen durften, waren die Streckhöfe so schmal, dass ein Fuhrwek im engen Hof nicht umdrehen konnte. Trotz dieser Enge wurde auf der Traufseite gegen die Nachbarn stets ein Grundstreifen geopfert, damit das Regenwasser auf den eigenen Grund abfließen konnte. Mitunter erfolgten Erbteilungen auf eine Weise, dass zwei Streckhöfe hintereinander zu liegen kamen und es entstanden die Halbwirtschaften. Während der Feudalzeit durfte an der bestehenden Einteilung der Flächen, auf denen Anwesen standen, ohne die Zustimmung des Grundherrn nichts geändert werden. Daher blieb das Dorfbild Jahrhunderte lang unverändert. Die Häuser wurden nach ihrer Zerstörung durch Feuer oder andere Gewalten immer wieder an derselben Stelle und in der gleichen Form wiedererrichtet.

 

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt das Dorf weitere Häuserzeilen. Aber die Straßenordnung und die Bauweise der Häuser wurden beibehalten. Nur die Baumaterialien, bis dahin Holz und ungebrannter Lehm für die Mauern und Stroh für die Dachdeckung, wurden gegen gebrannte Ziegel für Mauern und Dächer ausgetauscht. Völlig verändert wurde die Dorfstruktur erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Lage der Bauplätze und die Hausformen kaum mehr einer Beschränkung unterlagen. Wie sich das einheitliche Gefüge einer bäuerlichen Dorfgemeinschaft in eine vielschichtige Gesellschaft verschiedener Interessen und Möglichkeiten aufgefächert hat, ist auch die Anlage und Bauweise der Häuser sehr unterschiedlich geworden.

 

Wer heute das Dorf durchwandert, wird kaum mehr erkennen können, dass Piringsdorf ursprünglich nur aus der heute so genannten Rabnitzstraße bestanden hat.

 

Im Zuge eines Projektes der MS Marianum Steinberg zu 100 Jahre Burgenland wurde durch Elea Schermann dieses Video zur Mariensäule "Maria Immaculata" gemacht und der Gemeinde zur Verfügung gestellt.